Am 10. November 2017 organisierte die Bürgerinitiative in Schwanberg eine Informationsveranstaltung. Über 250 Bürgerinnen und Bürger nahmen die Gelegenheit in Anspruch um sich über das Projekt und die zu erwartenden negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu informieren. Der Mineraloge Walter Postl, der Verfahrenstechniker Uwe Begander und die Umweltanwältin Ute Pöllinger referierten über das Projekt.
Am 10. November 2017 folgten über 250 interessierte Bürgerinnen und Bürger der Einladung der Bürgerinitiative „Nein zum Industriepark Koralm“ zur Informationsveranstaltung über den geplanten Pumpspeicher. Drei Experten aus verschiedenen Fachrichtungen gaben einen tiefen Einblick in das geplante Projekt.
Der Mineraloge Dr. Walter Postl gab eingangs einen Überblick über die zahlreichen Energiegewinnungsprojekte auf der Koralm (Pumpspeicher Koralm und St. Georgen, diverse Windparks, Kraftwerk Schwarze Sulm und Trinkwasser-Kraftwerk Seebach) und zeigte anhand von eindrucksvollen Bildern wo die Speicherseen errichtet werden sollen. Durch die grafische Aufbereitung der Bilder wurden den BesucherInnen das gigantische Ausmaß und die enormen Eingriffe in die Natur vor Augen geführt. Aufgrund der geologischen Verhältnisse in der Glitzalmmulde ist es notwendig, den gesamten oberen Speichersee mittels einer Asphaltdecke abzudichten. Weiters werden die riesigen Staudämme das Landschaftsbild massiv verändern. Das Schüttmaterial für diese Dämme soll aus der Koralm herausgesprengt werden. Statt saftiger Borstgras – Wiesen wird man auf der Glitzalm einen asphaltierten, schwarzbraunen, halbleeren oder leeren Speichersee sehen.
Der Verfahrenstechniker Uwe Begander erläuterte das Prinzip eines Pumpspeichers. Eine derartige Anlage verbraucht ca. 30 % mehr Strom als sie produzieren kann. Der vielfach geäußerten Meinung, dass zum Hochpumpen erneuerbarer Strom verwendet wird, trat Begander mit der Feststellung entgegen, dass ein vergleichbarer Pumpspeicher in Tirol das Wasser mit dem sog. Euromix-Strom hochpumpt. Dieser Euromix-Strom besteht zu 53 % aus fossiler Energie (Kohle, Gas), zu 35 % aus Atomstrom und lediglich zu 12 % aus erneuerbarer Energie. Somit liefert eine derartig betriebene Anlage keinen Beitrag zur CO2-Reduktion und damit auch keinen Beitrag zum Klimaschutz. Als naheliegende Stromlieferanten kommen kalorische Kraftwerke und Atomkraftwerke der näheren Umgebung in Frage.
Die Umweltanwältin MMag. Ute Pöllinger berichtete über den langen Weg zur Umweltverträglichkeitsprüfung des Pumpspeichers. Die Projektwerber Liechtenstein und Masser versuchten eine umfangreiche Prüfung des Verfahrens zu vermeiden. Erst ein höchstgerichtliches Urteil fixierte die UVP-Pflicht für dieses Projekt. Das UVP-Gesetz sieht für das Projekt eine umfassende Prüfung, Bürgerbeteiligung und öffentliche Auflage der Projektunterlagen vor. Die Auflage der Projektunterlagen im Mai und Juni 2017 war unvollständig, wichtige Unterlagen wie. z. B. eine Dammbruchprognose, geologische Gutachten … gelten als Betriebsgeheimnis. Auch die Umweltanwältin zeigte sich verwundert, dass beim immerhin größten Pumpspeicher Österreichs wichtige Unterlagen und Gutachten nicht vorhanden sind und der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stehen.
Der Sprecher der Bürgerinitiative Andreas Mathauer berichtete am Beginn der Veranstaltung, wie vor 150 Jahren die Entscheidung fiel, den Bahnhof Schwanberg 3,5 km außerhalb des Ortes zu errichten. Diese Entscheidung führten einige wenige ortsansässige Frächter herbei, um ihre Geschäftsinteressen zu sichern. Heute gibt es längst keine Frächter mehr, der Bahnhof ist noch immer weit vom Ortskern entfernt. Ein paar wenige haben kurzfristig gut verdient, die negativen Folgen tragen wir alle bis heute. Damit sich beim geplanten Pumpspeicher die Geschichte nicht wiederholt, ist es notwendig, dass sich die Bürgerinnen und Bürger der Region einbringen und ihre Rechte die das UVP Verfahren vorsieht, auch wahrnehmen.
(Text erschienen in der Schwanberger Gemeindezeitung 4/2017)